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Kultur und Konzerte in der Corona-Pandemie

Kultur und Konzerte in der Corona-Pandemie

Pianist Jan Luley sieht seine Zunft im Stich gelassen

 

Seit 38 Jahren ist Jan Luley als Pianist im Profilager unterwegs - gerechnet ab seinem ersten bezahlten Auftritt für 20 Deutsche Mark im Jahre 1983. Über 2000 Konzerte in 20 Ländern Europas, Afrikas und den USA  liegen hinter ihm. Wegen Corona streamt der hessische Musiker, der viele Jahre enge Verbindungen nach New Orleans pflegt, seine Konzerte seit April 2020 im Internet auf der Plattform Twitch.tv.

 

„So bescheiden die gegenwärtige Situation auch ist, ich hätte dieses neue Medium mit seinen Möglichkeiten ohne Corona nicht kennengelernt“, resümiert Luley. „ Es ist ein neuer Weg ein Publikum zu erreichen, überregional und auch diejenigen, die vielleicht zu einem „normalen“ Konzert gar nicht kommen könnten, beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen oder weil sie nicht mobil sind, um irgendwo hin zu fahren.“  Er versucht das Beste aus der Situation zu machen. Dennoch ist Luley sehr unzufrieden mit der Art, wie die Regierung mit der Pandemie umgeht, wie die Kultur- und Konzertszene im Stich gelassen wird und die Hilfsgelder oft nicht da ankommen, wo sie gebraucht werden. „Hier wird eine halbherzige Pandemiebekämpfung auf dem Rücken weniger ausgetragen - der Kulturszene, dem Einzelhandel, der Gastro- und Hotelleriebranche. Und anderswo wird beinahe normal weitergearbeitet - in Großbetrieben, der Industrie, Amazon. Das ist weder fair, noch solidarisch, noch ausreichend im Sinne einer nachhaltigen Kontrolle der Infektionszahlen.“ Auch empfindet es Luley als unverständlich, dass viele Maßnahmen lediglich als Empfehlungen ausgesprochen werden: „Was nicht definitiv und unter Strafe verboten ist, halten vielen Menschen für erlaubt. Mit der Konsequenz, dass die Infektionszahlen nicht in dem Maße sinken, wie es nötig wäre, damit alle diejenigen, die jetzt unter dem Lockdown zu leiden haben, endlich wieder ihrem Job nachgehen und Geld verdienen dürfen.“

 

Jan Luley stellt sich darauf ein, noch eine Weile auf einen regelmäßigen Konzertbetrieb verzichten zu müssen. Sein Streamingstudio, aus dem der studierte Jazzpianist jeden Donnerstag und Sonntagabend live sendet, ist mit vier Kameras und professioneller Sound- und Lichttechnik für eine hochwertige Bild- und Tonproduktion ausgestattet. Der größte Teil des nötigen Equipments hatte der auch als Fotograf tätige Musiker ohnehin im Haus. In letzten Monaten hat Luley schon verschiedene andere Musiker beraten und ihnen bei ihrem eigenen Einstieg ins Streaming geholfen. „Unsere Szene sollte noch mehr zusammenhalten, wo immer es geht und sich gegenseitig unterstützen, das habe ich schon vor Corona oft vermisst. Dazu fehlt mir der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen, vor allem der musikalische.“ Deshalb lädt sich Jan Luley regelmäßig einen Gast in seinen Stream ein: Am kommenden Donnerstag (25.02.) ist es der Dresdener Jazztrompeter Christian Rien, am 07.03. der langjährige Bassist des Paul Kuhn Trios, Paul G. Ulrich und am 18.03. die junge Hamburger Sängerin Cleo.

 

Alle Termine und Infos zu den Konzerten sind auf Luleys Webseite www.janluley.de zu finden. Der Eintritt zu den Konzerten ist frei, der Kauf eines virtuellen Konzerttickets freiwillig.